A: Du weinst ja? Was ist denn passiert? So kenne ich dich ja gar nicht?
Ach nicht so wichtig. Es geht schon wieder. Schau ich lächle. Alles ist gut.
A: Du bist hier nicht beim Vorsprechen fürs Reinhardt Seminar oder Burgtheater. Und wem genau willst du jetzt was vormachen mit dieser grottenschlechten Vorstellung?
Hallo? Behandelt man so jemanden der eh schon am Boden ist? Nochmal schnell drauftreten?
A: Nun, wenn ich freundlich bin, lügst du mich an. Also was hast du denn erwartet?
Naja. Das weiß ich eigentlich gar nicht so genau. Vielleicht etwas Zuspruch?
A: Und wie soll ich dir zusprechen, wenn doch angeblich alles in Ordnung ist?
Ja, aber du hast doch selbst gesehen, dass nicht alles in Ordnung ist.
A: Warum lügst du dann? Und lass dir gesagt sein: Ja, aber … ist eine ganz unglückselige Wortkonstellation.
Na weil ich doch nicht einfach sagen kann: „Alles ist Scheiße. Bitte nimm mich in den Arm, trockne meine Tränen und versprich mir das alles wieder gut wird.“ So was sagt man eben nicht.
A: Aha. Tut man das also nicht. Hmm …Aber einfach umarmen, trösten und das Blaue vom Himmel versprechen, obwohl man vorher eine Zurückweisung eingefahren hat, das tut man?
Aber so war das doch nicht gemeint.
A: Na wie war es denn gemeint?
Ich wollte eben nicht schwach und hilfsbedürftig erscheinen. Schließlich geht es anderen auch nicht besser oder sogar noch viel schlechter.
A: Und weil es anderen so geht, darf es dir nicht so gehen? Himmel, was seid ihr Menschen doch unnötig kompliziert.
Weil Pakas so einfach gestrickt sind. Ich habe eben keine Brille, hinter der ich mich verstecken kann. Gab es da nicht einmal einen Song von Tracy Ullman: Sunglasses to hide behind, sunglasses to cry behind
A: Du solltest nicht verstecken wie es dir geht. Wenn keiner es ahnt, kann auch keiner helfen. Es tut doch nicht weh Hilfe anzunehmen.
Doch irgendwie schon. Es ist wie ein Versagen. Ich krieg mein Leben alleine nicht mehr auf die Reihe.
A: Und wer sagt, dass du das musst und das alles andere ein Versagen ist? Die Anderen? Oder du selbst, weil dein Anspruch ein klein wenig hoch gegriffen ist?
Die anderen schaffen es doch auch?
A: Und weißt du, ob sie nicht auch Hilfe haben?
Stimmt. Das weiß ich natürlich nicht.
A: Seit wann sind Menschen denn als Einzelkämpfer konzipiert? Die Kommunikation und dadurch die Zusammenarbeit, um Probleme zu lösen, macht euch doch stark.
Das stimmt schon. Es gibt aber auch Menschen, die jede kleinste Schwäche dann ausnutzen, nur um dir noch eines reinzuwürgen. Und vor den Kindern geht es schon überhaupt nicht.
A: Und meinst du nicht, dass die Kinder das sowieso mitbekommen? Und, dass du ihnen so vielleicht nicht das beste Vorbild bist, wie man mit Problemen umgeht? Und, wenn du auf dein Bauchgefühl hörst, weißt du dann nicht, welchen Menschen du vertrauen kannst? Und im Zweifel hilft am besten jemand von außerhalb der Situation.
Jemand Fremden sowas erzählen? Geht ja gar nicht. Das geht niemand was an.
A: Aha. Na wie du meinst. Möchtest du das rosa oder das hellblaue Taschentuch?